Die Gemeinde Stephanskirchen zählt heute mit rund 9.800 Einwohnern zu den größten Gemeinden im Landkreis Rosenheim. Sie liegt östlich der kreisfreien Stadt Rosenheim auf einer stark besiedelten Hochebene zwischen dem Inn im Westen und dem Simssee im Osten. Im Süden bildet das Tal der Sims eine weitere natürliche Grenze, im Norden des Gemeindegebietes erstrecken sich einige größere Waldgebiete. Die Gemeinde Stephanskirchen umfasst heute 48 Gemeindeteile; die Siedlungsschwerpunkte sind Schloßberg und Haidholzen.
Die ältesten Siedlungsspuren im Gemeindegebiet, am Ziegelberg und am Doblergraben, gehen auf das 4. und 3. Jahrtausend vor Christus zurück. Unter den Römern gehörte der Bereich um Leonhardspfunzen zur Siedlung Pons Aeni. Um das Jahr 790 ist eine erste christliche Kirche, die "ecclesia ad sinsa" im Gebiet um Sims und Simssee genannt. 1130 erscheint das Dorf Stephanskirchen erstmals urkundlich als "stevenchirgen". Die spätere Pfarrkirche St. Stephanus wurde 1518 geweiht. Schloss Rosenheim auf dem Schloßberg über der Innbrücke wurde 1234 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und entwickelte sich unter den Wittelsbachern zum Verwaltungs- und Gerichtssitz eines weiten Umlandes.
In den einstigen Hauptmannschaften Gehering und Stephanskirchen, Vorläufer der heutigen Gemeinde Stephanskirchen, herrschten bis ins 18. Jahrhundert ländliche Strukturen vor. Zu kleinen Dörfern entwickelten sich neben Gehering und Stephanskirchen auch Baierbach, Leonhardspfunzen, Waldering und Westerndorf. Nach 1800 veränderte sich das soziale Gefüge durch neue Siedlungen in der Hofleiten, am Kuglmoos, in der Lauterbacher-, Simser- und Westerndorfer Filze.
Durch die Gemeindeedikte von 1808 und 1818 wurden in Bayern so genannte Ruralgemeinden gebildet. Ab 1818 bestand das heutige Gemeindegebiet aus den beiden Gemeinden Hofleiten und Stephanskirchen. 1854/1855 wurden beide Gemeinden vereinigt. Um 1900 wurde schließlich die Ortschaft Schloßberg durch die Nähe zu Rosenheim zum größten Ort im Gemeindegebiet. Im 19. Jahrhundert entstanden außerdem die Industriesiedlungen Pulvermühle und Ziegelberg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene in die Gemeinde. An der Stelle einer ehemaligen Wehrmachtskaserne aus dem Dritten Reich entstand in den Nachkriegsjahren die neue Siedlung Haidholzen, wo rund 1.500 Vertriebene eine neue Heimat fanden.
In den letzten Jahrzehnten erlebte die Gemeinde eine große Zuzugswelle und eine rege Bautätigkeit, die das Siedlungsbild stark veränderte. Heute dominieren Vorortsiedlungen und Gewerbebauten den westlichen Teil der Gemeinde. Hier ist der Einfluss der nahen Stadt Rosenheim sichtbar. Der Osten der Gemeinde am Simsseeufer um Stephanskirchen und Baierbach ist noch weitgehend ländlich geprägt. Landschaftspflegemaßnahmen haben hier dazu beigetragen, ein reizvolles Naherholungsgebiet zu bewahren.
1978 wurde die Grund- und Hauptschule in Stephanskirchen neu errichtet und 2003 wurde in Schloßberg das neues Rathaus eröffnet. Diese Maßnahmen sollen auch langfristig der Bedeutung der Gemeinde Stephanskirchen als Unterzentrum gerecht werden.
Das 1954 entworfene Gemeindewappen weist noch heute auf die historische Zweitteilung der Gemeinde hin: Oben symbolisiert der Heilige Stephanus den Bereich Stephanskirchen, unten erinnert ein flacher Kahn, eine so genannte Mutze, an die einstigen Erwerbsquellen in Schloßberg, Hofleiten und anderen Orten am Innufer.
Karl Mair, Ortsheimatpfleger