„Stephanskirchen liest“ als Auftakt-Eröffnung des Otfried-Preußler-Jahres 2023
Geschichtenabend am 21. April im Roten Schulhaus; von links nach rechts: Moderator Peter Panhans, Steffi Panhans, Monika Hauser-Mair, 1. Bürgermeister Karl Mair, Christian Ladner, Hannes Herzog und Landrat Otto Lederer
Zur frühen Dämmerstunde des lauen April-Abends kamen zahlreiche Besucher in die Gemeindebibliothek im Roten Schulhaus in Schloßberg, um sich Geschichten erzählen zu lassen. Geschichten vom und über den weltbekannten Kinder- und Jugendbuch-Autor Otfried-Preußler. Peter Panhans entführte an diesem besonderen Abend in seiner Moderation die Zuhörer zunächst in die Kindheit und Jugend des Schriftstellers, in eine Welt voller wundersamer Geschöpfe, Räuber und Hexen, Riesen und Gespenster, mit denen Preußlers Oma Dora die Kinder in unzähligen, niemals gleich erzählten Geschichten be- und verzauberte, Geschichten aus einem Buch, das niemals existierte. Und die damit den Grundstein für den schier unglaublichen Werdegang ihres Enkels Otfried legte.
Zauberhaft waren auch die ersten Geschichten über den kleinen Wassermann, die Christian Ladner in der dunkler werdenden Gemeindebibliothek, die nur noch durch Leselampen erhellt wurde, vortrug. Eindrücke eines kleinen Wesens aus einer uns fremden Welt unter Wasser, das doch gar nicht so viel anders ist als kleine Menschenwesen. Gezaubert wurde auch im zweiten Beitrag von Monika Hauser-Mair, die sich nicht nur als großer Fan der Kleinen Hexe bekannte, sondern ihr an diesem Abend auch ihre Stimme lieh. Und wie bei allen richtig guten Geschichten verfolgten die Zuhörer gebannt dem Fortgang dieser zeitlosen Erzählungen, die jung wie alt gleichermaßen faszinieren, gestern wie heute. Und deshalb ist es auch kein Wunder, dass die Besucher bei der Geschichte vom Räuber Hotzenplotz und Omas Kaffeemühle prusteten wie eh und je in jedem guten Kasperltheater. Es könnte natürlich auch an Hannes Herzog gelegen haben, der aussah und sprach, als wäre er justament den Seiten des Buches entsprungen. Als Steffi Panhans dann noch mit den 13 großen Schlüsseln des kleinen Gespenstes zum Lesetisch trat, war der Abend endgültig magisch geworden.
Zwischen den Vorlesungen beschwor Peter Panhans viele Lebensbilder des „Geschichtenerzählers“, wie Otfried Preußler sich einst selbst gerne bezeichnete. Von den Schrecknissen des Krieges und der sowjetischen Kriegsgefangenschaft über Schlüsselmomente seines Lebens wie seine Rückkehr in eine ihm zunächst fremde Gegend und den Einzug in den Rübezahlweg bis zur Entstehung seiner Bücher, die immer wieder den Bezug zu seiner neuen bayerischen Heimat aufzeigen.
Zuhörer aus der Gemeinde aber auch Ehrengäste wie Landrat Otto Lederer, Altbürgermeister Rudolf Zehentner und Preußlers langjährige Sekretärin Christine Annies zeigten sich beeindruckt und ebenso berührt wie Peter Hoffmann, ein Weggefährte Preußlers aus Reichenberg. Ein magischer Auftakt in ein bewegendes und mit seinen Programmpunkten sicher buntes und spannendes 100. Geburtstagsjahr voller Geschichten.